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Unser Blog zu den Themen Mediation – Coaching – Workshops

Schön, dass Du Dich für den Blog von „Mehr Miteinander“ interessierst. Wir, das sind Gabriele, Katharina, Marcus und Phineas, möchten Dir hier Einblicke in unsere Erfahrungen geben und Hintergrundwissen mit Dir teilen.

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20.10.2023

„Gewaltfreie Kommunikation“ und was wir daraus für unsere Kommunikation lernen können

Gewaltfreie Kommunikation.pngDenjenigen, die gerne ihre eigenen Kommunikationsmuster hinterfragen und nach Möglichkeiten suchen, in Stresssituationen und im Konflikt authentischer, empathischer und verbindlicher zu kommunizieren (ohne verbalen Angriff und Gegenangriff), gibt die Gewaltfreie Kommunikation (GFK) nach M. Rosenberg wirksame Impulse.

Kann Kommunikation „gewalttätig“ sein?

Gewaltfrei – ein Wort, das bei mir eine Menge Assoziationen auslöst, die mit dem Wort Gewalt verbunden sind. Als ich das erste Mal Kontakt mit dem Konzept der Gewaltfreien Kommunikation hatte, habe ich mir die Frage gestellt, ob Kommunikation denn wirklich gewalttätig sein kann.

Was denkst Du, wenn Du folgende Sätze liest?

„Weil Du einfach zu ungenau bist, haben wir das Projekt vermasselt.“

„Das Problem ist schlicht und einfach, dass Du zu wenig moralischen Kompass hast.“

„Immer kommst Du zu spät – das ist respektlos.“

„Du grenzt mich aus, wenn Du mir keine Informationen gibst und lässt mich in die Falle tappen. Wenn das so weitergeht, muss ich zum Chef gehen.“

Wenn ich diese Sätze lese, möchte ich nicht in der Haut der Person stecken, die sie „um die Ohren gehauen“ bekommen hat.

Meine Antwort ist deshalb: Ja, Kommunikation kann gewalttätig sein.

Was ist das Problem bei diesen Sätzen:

- sie bewerten
- sie unterstellen
- sie weisen Schuld zu
- sie verurteilen
- sie generalisieren
- sie drohen …

Der Kerngedanke der Gewaltfreien Kommunikation in vier Schritten

Der Kerngedanke der Gewaltfreien Kommunikation ist ein Vier-Schritt-Modell, mit dessen Hilfe die eigenen Beobachtungen, Gefühle, Bedürfnisse und Wünsche nicht als Angriff formuliert werden, sondern vielmehr empathisch, authentisch, verbindend und konfliktentschärfend.

Denke einmal an eine Konfliktsituation, die Du kürzlich erlebt hast und überlege Dir Folgendes:

1. Deine Beobachtungen – bitte beschreibe wertfrei, was Du in dieser Situation gesehen, gehört oder gelesen hast …

2. Deine innere Stimmung, Dein Gefühl in der Situation – bitte beschreibe, wie es Dir mit dem ging, was Du gesehen, gehört oder gelesen hast …
(vielleicht warst Du traurig, wütend, enttäuscht, frustriert, müde, ratlos, unglücklich, deprimiert)

3. Deine Bedürfnisse sind dann …
(vielleicht: Raum zu haben, gesehen zu werden, etwas gestalten zu können, dazuzugehören, akzeptiert zu werden, Vertrauen, Sicherheit, Klarheit, Verständnis, Erfolg, Sinn zu erleben)

4. Deine konkret erfüllbare Bitte ist …
(vielleicht „Wärst Du bereit, …“, „Ich würde mir wünschen, …“)

Die Fallen – und wie Du sie vermeidest

Die Bewertung:

Meist ist es gar nicht so leicht, eine reine Beschreibung einer Beobachtung abzugeben. Es rutscht leicht eine Bewertung in die Beschreibung. Konzentriere Dich deshalb auf Sehen, Hören, Lesen und vermeide Interpretationen und Hypothesen.

Das unechte Gefühl:

Anhand der Beispiele in der Übung siehst Du, was mit einem Gefühl gemeint ist. Wenn ich z. B. in einer Mediation folgendes „Gefühl“ höre: „Ich habe mich ausgegrenzt gefühlt!“, könnte ich die Frage stellen: „Und wie hat sich das angefühlt? Warst Du wütend, traurig …?“
Denn „sich ausgegrenzt fühlen“ ist ein sogenanntes unechtes Gefühl, das beim Gegenüber als Schuldzuweisung: „Du hast mich ausgegrenzt“, ankommen kann. Die Folge ist oft Rechtfertigung oder ein Gegenangriff, der vielleicht mit „Du hast aber …“ anfängt.

Das eigene Bedürfnis erkennen:

Die Frage nach den eigenen Bedürfnissen stellen sich viele von uns nicht jeden Tag. In der Arbeit mit meinen Klientinnen und Klienten hat es sich deshalb bewährt, zum Einstieg eine Bedürfnisliste zu nutzen, um sich Klarheit über die eigenen Bedürfnisse zu verschaffen und zu trainieren, sie auch zu benennen. Denn auch das ist nicht alltäglich. Einige Beispiele für Bedürfnisse, die möglicherweise nicht befriedigt sind, wenn Du Dich z. B. traurig, ängstlich oder wütend fühlst, findest Du oben in der Übung.

Forderung statt Wunsch:

Handelt es sich tatsächlich um einen Wunsch bzw. eine Bitte, die Du formulieren willst? Es hilft, sich nochmal in das Gegenüber hineinzuversetzen und auch zu überlegen, ob es sich um einen erfüllbaren Wunsch handelt.

Ich habe, als ich mich das erste Mal mit Gewaltfreier Kommunikation beschäftigt habe, die vier Schritte für verschiedene Situationen aus der Vergangenheit für mich ausformuliert, um so Schritt für Schritt Routine dabei zu gewinnen. Mir hat es geholfen.

Ein Formulierungsbeispiel

„Du grenzt mich aus, wenn Du mir keine Informationen gibst und lässt mich in die Falle tappen. Wenn das so weitergeht, muss ich zum Chef gehen.“

1. Die Beobachtung: „Mir ist aufgefallen, dass ich nichts von der neuen Arbeitsanweisung zum Thema xy wusste. Ich habe einen schwerwiegenden Fehler bei der Bearbeitung von xy gemacht.“

2. Das Gefühl: „Ich war schockiert und auch ein bisschen frustriert.“

3. Das Bedürfnis: „Ich habe das Bedürfnis, meine Arbeit so genau wie möglich zu machen, um zu vermeiden, dass Fehler auf mich und unser Team zurückfallen.“

4. Der Wunsch: „Ich würde mir wünschen, dass wir uns einmal im Team zusammensetzen und überlegen, wie wir uns einander über Neuerung informieren können.“

Vorteile der Nutzung von Gewaltfreier Kommunikation im Team

- Chance zur Lösung von Konfliktsituationen
- Reduzierung von Missverständnissen
- Förderung einer offenen und empathischen Kommunikation
- Mehr Zufriedenheit durch vertrauensvollere und effektivere Zusammenarbeit

Wenn Du mehr zum Thema Kommunikation und Konfliktlösung im Team erfahren möchtest oder Unterstützung mit dem Blick von außen für Dein Team suchst, sind wir von Mehr Miteinander gerne für Dich und Dein Team da. 

Melde Dich einfach bei uns.

Ein Beitrag von Katharina Temme – zertifizierte Mediatorin, Systemischer Coach und New Work Coach

Katharina - 11:53 @ Kommunikation | Kommentar hinzufügen

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